Das ist der Titel eines neuen Buches der 1985 in der DDR geborenen Katja Hoyer, das bei Hoffmann und Campe in Hamburg erschienen ist und mit viel Vorschusslorbeer bedacht wurde. Darin schildert sie vierzig Jahre deutschen Sozialismus aus der Sicht derer, die ihn tagtäglich selbst erlebt haben: Menschen, die liebten, arbeiteten, in den Urlaub fuhren, Witze über ihre Politiker machten, ihre Kinder aufzogen und Leben lebten, von denen noch nie so fulminant erzählt wurde wie in diesem Buch, heißt es im Klappentext. Ist dem so?
Beginnen wir mit dem Schutzumschlag der Hamburger Ausgabe: Der ist, wenn man das flapsig formulieren darf, doch ziemlich daneben geraten. Ein Peitschenmast neben dem Lenindenkmal und den Hochhäusern am Ostberliner Leninplatz, daneben ein Liebespaar vor einer Karte mit den Umrissen der DDR, und das alles schön schwarz-weiß auf einem roten Fond. Dass es auch anders, will sagen besser geht, beweist die britische Ausgabe, die ein Farbfoto von Thomas Höpker verwendet, das um 1978 den Titel für ein STERN-Buch mit dem Titel Leben in der DDR zierte. Zuvorderst enthält das Buch von Katja Hoyer mehrere Karten, die dem Leser helfen sollen, sich zu orientieren. Diese zeigen die vier Sektoren im geteilten Berlin, die DDR mit allen Kreisstädten, die DDR mit ihren Bezirken und Deutschland mit seinen Ländern – und auch die Karte Europa im Kalten Krieg. Bei der zuletzt genannten Karte fällt auf, dass anstelle der Ukrainischen Sowjetrepublik die Ukraine eingezeichnet ist, während die benachbarte Bjelorussische Sowjetrepublik (seit 1991 Belarus) unter den Tisch fällt – wiewohl auf Seite 317 (Zeit: April 1971) von einem bjelarussischen General die Rede ist.
Mit den Russen hat’s die 1985 in Guben als Tochter eines Offiziers der Volksarmee (NVA) geborene Autorin. Immer wieder Russen: Russische Befreier, russische Besatzer, russische Gefangenschaft, russische Hauptstadt, russische Offiziere, russische Panzer, russische Soldaten, russische Vernehmungsbeamte…Nur, wer in der DDR von Russen sprach, dem drohte sofortige Maßregelung: Sowjetmenschen hieß die offizielle Sprachregelung für die Russen, und Sowjetrussland war nichts anderes als die Sowjetunion. Das Geschrei, das sich seinerzeit jedes Mal erhob, wenn jemand von den Russen sprach, ist dem Gezeter von heute vergleichbar, das die ‘Sprachpolizei‘ der Bunten Republik immer dann anstimmt, wenn man von Negern oder Zigeunern spricht. Ja, und – irgendwelche Beamte hat es gleich gar nicht gegeben. Weder in der Sowjetunion, noch überhaupt in deren Machtbereich, also dem sogenannten Ostblock. Dessen ungeachtet, kommen bei Katja Hoyer immer wieder Beamte vor: Beamte der Verkehrspolizei erschossen Günter Litfin, Grenzbeamte eröffneten das Feuer auf Peter Fechter, Beamte am Grenzkontrollpunkt Drewitz waren verantwortlich für den Tod eines Transitreisenden, Polizeibeamte, Stasi-Beamte natürlich – Leo Bauer wurde von deutschen und russischen Vernehmungsbeamten gefoltert. Das sind Falschinformationen die gar nicht gehen. Den dienstrechtlichen Status eines Beamten wie wir ihn verstehen gab es nicht. Es waren der Staatsideologie verpflichtete Funktionsträger.
Dann ist da zum Beispiel von Nazideutschland die Rede und von Sowjetrußland. Das ist einfach unseriös. Ebenso die Formulierung, wonach die Nazis behaupteten, dass ein junger niederländischer Kommunist namens Marinus van der Lubbe den Reichstag in Brand gesteckt habe. Freilich kam der Reichstagsbrand für Adolf Hitler wie gerufen, doch gilt mittlerweile als wissenschaftlich erwiesen, dass dem anarchistischen Stadtstreicher bei seiner Untat der sogenannte Kamin-Effekt in die Hände spielte. Zum KZ Sonnenburg bei Kostrzyn im heutigen Polen sei angemerkt, dass es sich um das KL Sonnenburg bei Küstrin in der Neumark (heute Kostrzyn/Wielkopolska) handelt; im Übrigen ist das Akronym KZ ein kommunistischer Kampfbegriff. Für alle, die jetzt nach dem Staatsanwalt rufen: Einfach mal nachlesen bei Nikolaus Wachsmann: KL – Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager (2015).
So, und dann meint Katja Hoyer, dem unbedarften Leser das Heldenlied von Teddy Thälmann, Deutschlands unsterblichen Sohn, vortragen zu müssen. Ich gehöre freilich zu jener Generation, die dieses Ammenmärchen oft genug zu hören bekamen. Meine Banknachbarin meldete damals der Pionierleiterin, dass ihr Großvater auch in Buchenwald gewesen sei. So wie Ernst Thälmann! Die PiLei startete sofort durch, um den alten Mann für einen Pioniernachmittag zu gewinnen – und ergriff dann panikartig die Flucht, nachdem das ehemalige NSDAP-Mitglied zugegeben hatte, dass er ein paar Jahre in Buchenwald gewesen sei – aber nach 1945. An dieser Stelle sei auf ein lesenswertes Buch von Thilo Gabelmann hingewiesen: Thälmann ist niemals gefallen? Eine Legende stirbt. Verlag Das neue Berlin, 1996. Nein, Katja Hoyer: Teddy erlitt nicht die schlimmsten Strafen, und Teddy wurde nicht mit dem Sjambok blutig geschlagen! Der Teufel steckt bekanntlich im Detail, und so stößt man bei diesem Buch zwangsläufig immer wieder auf Formulierungen, die der Richtigstellung bedürfen: Workuta zum Beispiel (S.31) war keinesfalls ein Arbeitslager, sondern ein riesiger Lagerbezirk mit sehr, sehr vielen Arbeitslagern am nördlichen Polarkreis. Und Wolfgang Leonhard kam Ende Oktober keineswegs am Moskauer Bahnhof an, sondern an einem der Moskauer Bahnhöfe (S.33). Johannes R. Becher einen Schriftsteller zu nennen, halte ich für ziemlich gewagt, Auch kam Philipp Tolziner nicht in einen Gulag bei Solikamsk (S.35), sondern eher in ein Arbeitslager. Denn das Akronym GULag steht für Glawnoje Uprawlenije Lager – Hauptverwaltung der Lager. Auch ist die Lubjanka ganz gewiss nicht an der Stelle errichtet worden, an der die Geheimpolizei von Katharina der Großen einst ihr Hauptquartier unterhalten hatte (S.38).
Nachdem Lenin und Genossen die Macht an sich gerissen hatten, beschlagnahmten sie zahllose Liegenschaften und machten sie ihren Zwecken dienstbar. Dazu gehörte (in Moskau natürlich) auch das Hauptgebäude einer großen Versicherungsgesellschaft – eben die besagte Lubjanka. Im Übrigen kommen des öfteren Details aus den Biografien gar mancher Helden der Arbeiterklasse zur Sprache, die einfach nicht stimmen. Wilhelm Pieck zum Beispiel verbrachte ganz gewiss nicht einen Großteil des Ersten Weltkrieges im Gefängnis (S.48), er saß lediglich ein paar Monate in Untersuchungshaft.
Die Verfassung der Bundesrepublik, heißt es sodann (S.113), das Grundgesetz. Die Bundesrepublik hat nun mal keine Verfassung sondern ein Grundgesetz vom 8. Mai 1949. Interessant ist freilich, dass Katja Hoyer auf den Tod von Wilhelm Kreikemeyer eingeht (S.139). Indes – in dem vierstöckigen Ziegelbau in der Albrechtstraße? Das ist ein Bunker. Aus massivem Beton! Zudem war Rudolf Herrnstadt auch nicht der Herausgeber der Parteizeitung (S.161), sondern Chefredakteur von NEUES DEUTSCHLAND, Zentralorgan der SED.
Viele Flüchtigkeitsfehler fallen auf: Die DDR wurde beispielsweise nicht am 3. Oktober (S. 292) gegründet, sondern am 7. Oktober 1949, die NVA am 1. März 1956 und nicht am 18. Januar (S.192). Eine örtliche Stasi-Außenstelle (S. 206) nannte man eine Kreisdienststelle des MfS. Walter Ulbricht war zudem auch nicht der Erste Sekretär der DDR (S.225) sondern Vorsitzender des Staatsrates und erster Sekretär des Zentralkomitees der SED, und Hans Modrow war keinesfalls Erster Sekretär der Dresdner SED (S.221), sondern Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden. Auch Stasi-Wachregimenter (S.229) werden erwähnt. Doch es gab nur eines, nämlich des MfS-Wachregiment Feliks Dzierzynski in Berlin Adlershof. Weitere Wachregimenter gehörten zur NVA.
Natürlich werden in dem Buch von Katja Hoyer zwangsläufig Politiker der ehemaligen Sowjetunion erwähnt. Also Josef Stalin oder Wjatscheslaw Molotow. Nur: ein echter nom de guerre kennt weder Vor-, noch Vatersnamen. Deshalb sollte es heißen Wjatscheslaw Skrjabin – oder Molotow, Iossif Dshugashwili – oder Stalin, Wladimir Uljanow – oder Lenin, Glejb Bronstein – oder Trotzki. Es gäbe noch jede Menge zu beanstanden. Die DDR hatte bekanntlich zwei sogenannte Urlauberschiffe, die Fritz Heckert und die Völkerfreundschaft. Von der Fritz Heckert weiß Katja Hoyer zu vermelden, dass dieses GTMS (was das sein soll erklärt sie nicht, ein Abkürzungsverzeichnis fehlt). Besagtes Kreuzfahrtschiff bot von 1960 bis 1972 rund 63.000 Passagieren die Möglichkeit, eine Kreuzfahrt zu unternehmen (S.245). Die Zahl der Passagiere mag stimmen. Nur waren es nur zu einem geringen Prozentsatz Werktätige aus der DDR, sondern mehrheitlich Bürger der BRD. Denn die Urlauberschiffe des FDGB spielten dringend benötigte Devisen ein. Stichwort: Neckermann-Reisen.
Obwohl eine Untersuchung des Israelischen Generalstabes ergab, dass die deutschen Soldaten in beiden Weltkriegen als die tapfersten und diszipliniertesten galten, weiß Klein-Katja genau, dass die Deutsche Wehrmacht plünderte, vergewaltigte, brandschatzte und abschlachtete (S. 60). Vom dem als Fackelmänner–Befehl bekannt gewordenen sowjetischen Stawka Befehl Nr. 0428 vom 17. November 1941 hatte sie offenbar nie etwas gehört, zufolge dessen sowjetische Kommandoeinheiten in Uniformen der Deutschen Wehrmacht schauderhafte Verbrechen begingen. Oder von den Tagen ohne Gott, als marokkanische Söldlinge im Schwarzwald rudelweise deutsche Frauen und Mädchen schändeten? Oder davon, was den Deutschen in Böhmen und Mähren von den Tschechen angetan wurde? Oder davon, dass Verbrechen der Roten Armee (Katyn, Lemberg) der Wehrmacht angelastet wurden? Ganz zu schweigen von den Mordlagern in Ostdeutschland, in Jugoslawien, in der Tschechoslowakei. Aber wer was werden will, der muss dem Zeitgeist huldigen. Das hat Katja Hoyer sehr wohl verstanden.
Ein beachtliches Manko stellt nun auch noch die Tatsache dar, dass das Buch einer deutschen Autorin zuerst in Englisch erschienen ist und dann nachträglich noch mal ins Deutsche zurückübersetzt wurde. Einige wenige Beispiele mögen das verdeutlichen:
Reichsstraße 1 (S. 79) - gemeint war wohl die Reichsautobahn1 Aachen-Königsberg.
Kameraden (S.145) - sind keine Kameraden, sondern Genossen, Comrades eben.
Ortsgruppenleiter (S.230) – Ortsgruppe welcher Partei oder was?
Studiengeld (S. 266) – das hieß schlicht und ergreifend Stipendium.
Bluthund (S.275)- gemeint ist der Schäferhund
Mitglied der Stasi (S. 325) – die Stasi hatte keine Mitglieder, nur Mitarbeiter.
Zahlreiche Cowboyfilme (S.331) – Es gab keine Cowboyfilme, nur Indianerfilme.
Stasi-Spionagetruppe (S.416)-das MfS war eine Geheimpolizei mit Spionageabteilung.
Schutzhaft (S. 493) – hieß und heißt immer noch Untersuchungshaft.
Rekrut im 2. Jahr (S. 504) Offiziersschüler waren keine Rekruten.
usw., usf.
Dass ein britisches Universitätsinstitut diese Arbeit zum Bestseller avancieren lässt, macht sprachlos. Auch die Rückübersetzung ins Deutsche durch Hoffmann und Campe sollte kritisch hinterfragt werden. Katja Hoyer breitet in ihrem Buch das aus, was ein Teil der ehemaligen DDR-Bürger, die dem System nahestanden, sich zumindest loyal verhielt, seit 1990 über die DDR erzählen. Stellenweise ist der Text kaum von plakativer DDR-Propaganda zu unterscheiden, zur besseren Lesbarkeit mit jeder Menge teils falsch kolportierter Details aufgeschäumt. Dieses Werk und dessen Narrative verzerren die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR in absurder Weise. Kein Wort über die Abhängigkeit der Bildung von politischem Wohlverhalten. Das Fehlen der persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit. Von Widerspruch bis hin zum Widerstand ist gleich überhaupt keine Rede. Damit betreibt die Autorin Geschichtsklitterung.
Man muss kein Psychologe sein um zu erahnen, dass die langjährige Erduldung einer Diktatur, die ihre Untertanen nicht als mündige Bürger, sondern als zu Bevormundende und Befehlsempfänger gleich wie Leibeigene behandelt hat, tiefe kränkende Spuren im Selbstbewusstsein hinterlassen hat. Selbstmitleid, das sich in Aggressionen gegen Minderheiten, Ausländer pp ein Ventil sucht, aber in Wahrheit eine tief sitzende, nicht erkannte Selbstaggression wider die eigene Wehrlosigkeit darstellt. Das langjährige Erdulden der Unmündigkeit als Trauma, für das man Schuldige sucht. Nach dem Ende des autoritären Systems muss der Mensch auch mit dem Selbsthass in der neuen Freiheit, die in Wahrheit sein Menschenrecht ist, umgehen lernen. Kein Grund zu Selbstmitleid, sondern zu politischem Engagement im freiheitlichen System des Rechtsstaates mit all seinen veränderbaren Mängeln.
Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie wir Weichzeichnungen oder Verschwörungserzählungen über die DDR und ihre Gläubigen wieder zurück in die Realität der Gesellschaft holen. Als präventive Maßnahme erweist sich dabei, Menschen, Leser resilient gegen Falschinformationen und Propaganda zu machen. Informationen und Einordnungen müssen allen zugänglich sein.
Tina Peters, Wolfgang Welsch
Remscheid 2022, ISBN 978-3-98527-531-1
Bücher, Aufsätze, Essays und wissenschaftliche Abhandlungen über Zeitzeugen in der politischen Bildung gibt es zuhauf. Das didaktische Material zum Einsatz von Zeitzeugen in Schule, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen ist üppig. Aber nur selten schreiben Zeitzeugen selbst über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen. In meinem Buch geht es zum einen um den eigenen Stellenwert im didaktisch-organisatorischen Umfeld, zum anderen um die Reflexion meiner Tätigkeit als Zeitzeuge.
In der Regel handelt es sich bei DDR-Zeitzeugen um »Opfer« des SED/MfS-Regimes, besser: um Betroffene. Sie liefern ihre historische Narration, indem sie ihre Erfahrungen im Gespräch ordnen, interpretieren, deuten und konstruieren sie Geschichte. Merkmale von DDR-Zeitzeugen sind ihr Opferstatus und ihre Traumatisierung, auf denen ein wie auch immer gearteter Appell basiert. Als Protagonist des Widerstands obliegt mir ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Schließlich setze ich mich in meinen Büchern nach akademischen Maßstäben mit der DDR und dem MfS auseinander. In dieser Hinsicht sind meine Zeitzeugen-Vorträge- und Gespräche multidimensional und multifunktional.
Ein Zeitzeuge ist kein Historiker, kann aber aus eigenem Erleben Zeugnis von Ereignissen geben und ist somit eine wichtige historische Quelle. Als natürliche Person ist er ein Augenzeuge, der historische Ereignisse persönlich erlebt hat, einen Sachverhalt aufklären, überliefern und bekunden kann. Er legt Zeugnis im Sinne eines Beweises ab.
Ein Zeitzeuge, der über den SED-Staat und dessen Praktiken berichtet, vertritt keine ideologische Position, zu der distanzierte Gegenpositionen entwickelt werden könnten, sondern er berichtet von der Macht des Faktischen. Das emotionale Potenzial von Zeitzeugenberichten ist in allen Verwendungsformen präsent und kommt als didaktisches Mittel insbesondere im Schulunterricht zum Tragen. Als einer der häufig gebuchten Zeitzeugen möchte ich mit diesem Buch meine Erfahrungen zusammenfassen und dessen Stellenwert in Gegenwart und Zukunft thematisieren.
Unter den leider andauernden Corona-Bedingungen liefen wieder einige Vorträge an deutschen Standorten wie Herford/Niedersachsen, Bad Rappenau/BW und demnächst an der LMU München.
Auch war es möglich, in einigen Kantonsschulen der Schweiz unter den gleichen Bedingungen vom 8. bis 11. November 2021 im Rahmen der Reihe
STUDENTS MEET HUMAN RIGHTS
Referate und Diskussionen mit den Schülern über den Unrechtsstaat DDR mit all seinen Implikationen führen. Das Interesse war groß und spiegelte sich in den Fragen der Schüler:innen wieder, von denen ich hier einige exemplarisch aufzähle:
- Woher nahmen Sie die Kraft und Ausdauer, angesichts von Misshandlung und Folter in Stasi- u.a. Gefängnissen widerständig zu handeln?
- Wie kommt es, dass Sie nach Ihren Gewalt-Erfahrungen darüber so offen sprechen können?
- Was empfanden Sie, als Sie vor den Gewehrläufen standen und angeblich hingerichtet werden sollten?
- Warum haben Sie trotz Erniedrigungen und Rückschlägen an Ihrer politischen Position festgehalten?
- Haben Sie psychische Verletzungen, Wunden und Erinnerungen die Sie noch heute einholen?
- Sie haben Verrat von engsten Familienmitgliedern und Freunden erlebt. Wie geht man damit um?
- Hatten Sie während der Jahre im Gefängnis je daran gedacht aufzugeben, einzulenken?
- Welcher Gedanke hat Sie im Gefängnis am Leben gehalten?
Der Historikerin Daniela Münkel, Mitglied des SPD-Geschichtsforums und Leiterin der Forschung (!) beim Stasi-Unterlagen-Archiv /BA/BStU, passen die Erkenntnisse und Aussagen meines Buches (»Widerstand. Eine Abrechnung mit der SED-Diktatur« Lukas-Verlag, Berlin 2021) aus den verschiedensten Gründen nicht. Dazu zählen sicher auch ideologische. Aber öffentlich dazu auffordern, es bloß nicht zu lesen, kommt einer Light-Version der Bücherverbrennung von ’33 nahe. Warum reagiert eine Wissenschaftlerin derart destruktiv und emotional?
Dabei gilt es nicht, sozialistische Variationen zu ehren, nicht abstrakte Werte zu schützen, nicht Ideologien zu retten. Zu ehren, zu schützen und zu retten ist die Wahrheit, das Recht und die Freiheit, sind auch jene, die dafür ihr Leben einsetzten, die Widerstand gegen Lüge, Gewalt und Unfreiheit leisteten, wovon das Buch zeugt. Deren Kämpfe als unerheblich, deren Aussagen als nicht lesenswert zu bezeichnen, wie es Münkel in der Faz tat, sagt viel über ihr Denken aus. Einen solchen Rigorismus halte ich im Sinne einer demokratischen Debattenkultur für gefährlich. Fakten, die man nicht kennt oder leugnet, Meinungen, die man selbst nicht teilt, die sich angeblich nicht lohnen zu lesen, hat etwas Autoritäres. Münkel scheint den Grundsatz Voltaires vergessen zu haben »Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.«
Die wichtigste Regel postsozialistischer Erinnerungspolitik lautet, auf die Stimmen der Opfer und Geschädigten des SED-Regimes zu hören. Dabei denkt man an die zeitgeschichtliche Debatte, bekannt als Historikerstreit, über die geschichtswissenschaftliche Methodik bei der Herausarbeitung der Singularität des Holocaust. Saul Friedländer stellte damals fest, dass deutsche Historiker davon ausgingen, dass jüdische Stimmen nichts zur Debatte beitragen oder von ihr ablenken würden, weil sie zu emotional seien. Tatsächlich war die Einbeziehung dieser Stimmen nicht nur unerlässlich, um das Grauen der Ereignisse zu begreifen, wie Friedländer betonte, sondern auch, um ihr Ausmaß zu verstehen. Aus dieser Sicht ist das Apodiktische der Aussagen Münkels nichts anderes als eine subtile Form wissenschaftlicher Herablassung gegenüber dem Widerstand, den Opfern und den Geschädigten des SED-Regimes. Vor allem jenen, die als politische Häftlinge misshandelt und gefoltert wurden, weil sie der Idee eines freiheitlichen Rechtsstaates anhingen.
Als Leiterin einer Forschungsabteilung über die Geheimpolizei ’Stasi’ im BA, sollte sie zu diesem Thema sammeln, sichten und unvoreingenommen präsentieren. Kurz gesagt, Demokratie kann nur in ständiger Auseinandersetzung mit der Geschichte gedeihen. Die bleibt unbequem, weil Stimmen gehört werden müssen, die wehtun. Dagegen »rezensiert« Münkel mein Buch in abgehobener Äquidistanz, anstatt aufgrund gemeinsamer Werte. Bei den Verbrechen der Kommunisten in der DDR handelt es sich um einen, wie Salman Rushdie schrieb, ‘Moment im Licht gleißender moralischer Klarheit, in dem man keinen Schatten sucht‘.
Wenn Münkel in destruktiver Manier erklärt, dass es ’nicht lohnen’ würde, das Buch eines Widerständlers gegen das SED-System, auf den mehrere Mordanschläge der Stasi verübt worden waren, zu lesen, macht das ihre egozentrierte, autoritäre und undemokratische Hybris sichtbar. Mir scheint, sie hat sich mit der Empirie des kritisierten Textes nicht auseinandergesetzt. Demokratie basiert auf Wehrhaftigkeit und unbedingter Parteinahme – mit klar begrenzter Toleranz für ihre Feinde. HistorikerInnen und andere Anhänger der 'Cancel Culture' mit derartiger Ignoranz werden in der Geschichte nicht bestehen.
„Abrechnung“ lässt darauf schließen, dass Autobiographisches eine bestimmende Rolle spielt. Und so ist es auch. Nach einem Fluchtversuch aus der DDR 1964 wurde Welsch zu zehn Jahren Haft verurteilt und verbüßte diese im Stasi-Gefängnis Berlin-Pankow, im Gefängnis Bautzen und im Zuchthaus Brandenburg. Nach seinem Freikauf durch den Westen 1971 half er über 200 DDR-Bürgern bei der Flucht aus dem Unrechtsstaat.
Die Einführung beginnt mit der Verlautbarung eines Bolschewiki, der bekennt, dass die Kommunisten ihre Ziele nur „über Kampf und Vernichtung“ erreichen können. Das war keine neue Offenbarung, sondern die Wiederholung dessen, was Marx und Engels schon 1848 verkündet hatten: „Die Kommunisten (...) erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung.“ Welsch beklagt, dass die Schilderungen dieser Wirklichkeit gewordenen Absicht im freien Westen „eher als ein Produkt des Kalten Krieges denn als Informations- und Anklageschriften gegen ein totalitäres Regime verstanden“ wurden. Ihm ist es ein Anliegen, den Deutschen die kommunistische Diktatur ebenso präsent zu machen, wie die NS-Diktatur. Schon in der Einführung beantwortet er die naheliegende Frage, ob das Opfer, also er selbst, berufen ist, den fraglichen Sachverhalt zu klären. Er verweist auf nahezu sieben Jahre Haft, Misshandlungen, fünf Tötungsversuche. Wer ohne Betroffenheit schreibt, der muss sich sagen lassen, er produziere „Yoghurt-Literatur, die das Verfallsdatum schon auf dem Buchumschlag trägt.“
Das zweite Hauptkapitel befasst sich mit den Mitteln und Methoden der Stasi. „Wie und warum funktionierte der Terror?“ Auf vielfältige Weise. Eine Möglichkeit bot die vielgepriesene Meinungsfreiheit, zu der man sich in der Verfassung feierlich bekannte. Sie war in Wirklichkeit eine Täuschung, die die meisten Opfer zu Fall brachte und half, die Staatskasse mit Lösegeld zu füllen. In Artikel 27 der DDR-Verfassung von 1968 stand, dass jeder Bürger das Recht habe, „den Grundsätzen dieser Verfassung gemäß seine Meinung frei und öffentlich zu äußern“. Einer dieser Grundsätze war die Anerkennung der führenden Rolle der SED, wie dies die Einleitung zur Verfassung unmissverständlich festschrieb. Glaubhaft berichtet Welsch, dass schon ein Brief an die Vereinten Nationen als „ungesetzliche Verbindungsaufnahme“ zu einer „verbrecherischen Organisation“ mit jahrelangem Freiheitsentzug geahndet wurde. Andere Kapitel befassen sich mit „Marxismus als Ersatzreligion und ideologische Basis“, „Flucht und Fluchthilfe als Widerstandshandlung“, „der Bedeutung des Widerstandes für das Ende der DDR“.
Knapp 400 engbedruckte Seiten belegen, mit welcher Kompetenz und Leidenschaft sich Welsch an seine Leiden in einem schlecht kaschierten Unrechtsstaat erinnert. Dem entspricht die Schilderung des Widerstandes. Da können Wiederholungen nicht ausbleiben. Das beachtliche Werk verdient weiteste Verbreitung. Leider fehlt jedoch ein Register.
Prof. Dr. Konrad Löw lehrte Politikwissenschaften an der Universität Bayreuth
Der in Budapest lebende Schriftsteller und Übersetzer, Hans-Henning Paetzke, Träger des Offizierskreuz des ungarischen Verdienstordens und des BVK am Bande schrieb zu meinem Buch:
Wenn der Titel des neuen Buches von Wolfgang Welsch über die Mechanismen des SED-Staates DDR und dessen Aufarbeitung lautet: „Widerstand, eine Abrechnung…“ so ist mir der Inhalt damit nur unzureichend beschrieben. Eher würde ich von einer Monographie, einer wissenschaftlichen Aufarbeitung von Widerstand und Verfolgung, von Verharmlosungsstrategien des untergegangenen Mafiastaats DDR sprechen. Welsch, der wegen seines eigenen Widerstandes fast sieben Jahre Zuchthaus in der DDR verbüßte und nach seinem Freikauf durch die Bundesrepublik zu einem der erfolgreichsten Fluchthelfer avancierte, gegen den drei gerichtlich nachgewiesene Stasi-Mordanschläge verübt wurden, setzt sich mit diesem Buch unter anderem auch mit der Bürgerrechtsbewegung auseinander, deren Bedeutung seiner Meinung nach in der Nach-DDR maßlos überschätzt wird. Überschätzt? Ja, denn die Bürgerrechtler wollten trotz allen Verfolgung die DDR keineswegs abschaffen, sondern lediglich reformieren. Kommunistische Diktaturen aber, so Welsch, lassen sich nicht reformieren, sind jedenfalls noch nie reformiert worden. Alle Versuche sind immer gescheitert.
Aufklärung über einen Unrechtsstaat
Rezension des Journalisten und Publizisten Jörg Bernhard Bilke
Im Herbst 1985 veranstaltete die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung eine Tagung zum 40. Jahrestag der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED am 21./22. April 1946. Im Eröffnungsreferat warnte der Ex-Kommunist Wolfgang Leonhard, Autor des Buches „Die Revolution entlässt ihre Kinder“ (1955), die SPD-Politiker in Bonn eindringlich davor, den Lockungen der Ostberliner Kommunisten zu vertrauen und sich auf ihre Versprechungen einzulassen. Der Mann, der als Mitglied der „Gruppe Ulbricht“ 1945 von Moskau nach Ostberlin geflogen und 1949, noch vor der DDR-Gründung, nach Jugoslawien geflohen war, sprach aus Erfahrung.
Mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall, der am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung Deutschlands geführt hatte, veröffentlichte der einstige DDR-Häftling Wolfgang Welsch ein Buch mit dem Untertitel „Abrechnung mit der SED-Diktatur“. Der 1944 in Berlin geborene Publizist und Autor wurde 1964 nach einem gescheiterten Fluchtversuch zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, aber überraschend nach zwei Jahren freigelassen. Nach seiner zweiten Verhaftung wurde er 1971 von der Bundesregierung freigekauft und nahm 1972 in Gießen ein Studium der Soziologie und Politik auf. Fünf Jahre später wurde er promoviert, der Titel der Dissertation lautete: „Arbeitsweise, Aufgabenstellung und Zielsetzung des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR“.
Donnerstag, 12. August 2021, 17.00 Uhr
Oberkirche St. Nikolai, Cottbus
»Die Verfolgung des Widerstands gegen das SED-Regime«
Impulsvortrag
Freitag, 13. August 2021, 18.00 Uhr
Museum Alexandrowka, Potsdam
»Die Verfolgung des Widerstands gegen das SED-Regime«
Impulsvortrag
Soeben erschien mein neues Buch als Hard-Cover beim Lukas Verlag Berlin.
Nachfolgend eine erste Rezension:
Wolfgang Welsch: »Widerstand – Eine Abrechnung mit der SED-Diktatur«, 1. Auflage 2021, Berlin, Lukas Verlag.
Eine Rezension des Journalisten und Autors Torsten Sasse
Wissenschaftlich arbeiten und verständlich schreiben, das können eigentlich nur amerikanische Autoren. Der deutsche Soziologe und Publizist Wolfgang Welsch kann es auch. Vielleicht liegt es an seinen »handfesten« Erfahrungen als Stasi-Opfer in der DDR, wenn er auch komplexe Zusammenhänge packend beschreibt.
Mit Widerstand – Eine Abrechnung mit der SED-Diktatur liegt die erste Monografie vor, die sich mit dem DDR-Terror und den vielfältigen Formen des Widerstands in der eingemauerten Republik beschäftigt. Wolfgang Welsch benutzt den Begriff bewusst: Widerstand. Nicht Opposition. Denn daran lässt der Autor keinen Zweifel: Opposition gab es in der DDR nicht. Damit räumt er ein weit verbreitetes Klischee aus dem Weg. Wer behauptet, in der DDR habe es eine Opposition gegeben, der insinuiert, es habe im SED-Staat eine politische Auseinandersetzung zwischen einer legitimen Regierung und einer legalen Opposition gegeben, so, wie man sie in westlichen Demokratien kennt. In Demokratien ist eine funktionierende Opposition von allen Seiten gewollt. Opposition ist unverzichtbarer Bestandteil jeder Demokratie, denn sie garantiert den notwenigen Widerstreit, um ein politisches System zu verbessern. Die SED-Diktatur aber war nicht auf Verbesserung angelegt, sondern auf den Machterhalt einer kommunistischen Herrschafts-Elite. Im Gegensatz zu einer Opposition setzen Widerständler, wie Wolfgang Welsch formuliert, »ihre Freiheit, Unversehrtheit und oft ihr Leben ein«.
Eine der überraschenden Erkenntnisse dieses Buches: Widerstand fand in der DDR nicht nur im Geheimen statt oder im Untergrund oder unter dem Dach der Kirche, sondern auch auf offener Bühne. Akte des Widerstands, das waren auch Fluchtversuche und unverblümt gestellte Anträge auf Ausreise. Allein der Wunsch nach Reisefreiheit rief bei den SED-Machthabern brutale Reaktionen hervor, bis hin zum Mord.
Ein eigenes Kapitel widmet Wolfgang Welsch dem Widerstandsfaktor »Fluchthilfe«. Welsch selbst scheiterte Ende der 60er Jahre bei einem Fluchtversuch und musste in Stasi-Haft sieben Jahre lang Folterqualen (Scheinerschießung, Kältekammer, Schläge) erleiden. Nach seinem Freikauf in die Bundesrepublik übte er quasi Rache am Regime, indem er als Fluchthelfer arbeitete und dabei Hunderte von Menschen aus der DDR in die Freiheit schleuste. Die SED sah in Welsch den Staatsfeind Nr. 1, den Inbegriff des »Kriminellen Menschenhändlers«, den es zu liquidieren galt. Wolfgang Welsch überlebte drei Mordversuche. Vor diesem biographischen Hintergrund hätte man als Leser erwarten können, dass der Autor in diesen Textpassagen die Grenze der Objektivität überschreitet, die für wissenschaftliche Monografien notwendig ist. Das geschieht glücklicherweise nicht. Stattdessen profitieren Fachleute ebenso wie Laien von persönlichen Einblicken in körperlichen und seelischen Staatsterror.
Leider, so bedauert der Autor, werden die DDR-Widerständler mehr und mehr aus dem kollektiven Gedächtnis der Gegenwart gestrichen. Im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik verabschiedet sich mehr und mehr die Erkenntnis, dass die Qualen vieler DDR-Bürger beileibe kein »Lapsus der Geschichte« waren, sondern die Verbrechen eines Unrechtsstaates. Und zumindest an diesem Punkt bricht Wolfgang Welsch mit einem Tabu, und zwar, indem er den Vergleich mit der anderen deutschen Diktatur wagt. Das Machterhaltungs-Organ der SED, das Ministerium für Staatsicherheit (MfS) - salopp »Stasi« genannt - sei durchaus mit der nationalsozialistischen Gestapo zu vergleichen. Und, deutlicher noch: »Der überdimensionale Schrecken des Nationalsozialismus hat in Deutschland zu einer unverdient milden Beurteilung des SED-Staates geführt«. Diese und andere Betrachtungsweisen belegt der Autor mit mehr als 900 Quellenangaben. In diesem Zusammenhang wünscht sich der Leser zusätzlich ein Schlagwortregister, das in dieser Erstauflage leider fehlt. Es ist zu hoffen, dass der Lukas Verlag sich bei einer Neuauflage entscheidet, ein solches Register hinzuzufügen. Auch Studenten und Wissenschaftler künftiger Generationen werden sich ein solches Hilfsmittel wünschen. Historiker werden um dieses Buch kaum herumkommen; es hat das Zeug zum Standardwerk.
Am vorläufigen Ende der langen Corona-Pandemie konnte ich Anfang Juli 2021 meinen ersten Zeitzeugen-Vortrag am ehrwürdigen Gymnasium St. Paulusheim in Bruchsal/Baden halten.
Allen Besuchern und Lesern meiner Website und meinen Büchern, den unzähligen Schülerinnen und Schülern an Schulen in Deutschland und der Schweiz als Hörer meiner Vorträge, gleichermaßen den Studenten an Universitäten im In- und Ausland, den Zuhörern in Stiftungen und Parteien, wünsche ich ein gutes, gesundes und hoffnungsvolles Neues Jahr 2021.
Das wünsche ich auch allen vormals Verfolgten und Geschädigten des SED-Staates, die sich von den polarisierenden tiefen Rissen und Spaltungen einer identitätspolitischen Auseinandersetzung im zurückliegenden Jahr nicht irritieren ließen, die Ruhe bewahrt, Vernunft behalten und im erbitterten Streit um Positionen den demokratischen Grundkonsens nicht verlassen haben.
Nicht nur das Klima, die Flüchtlingspolitik oder die politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie erhitzten die Gemüter. Für mich unfassbar, das auch ehemals politische Verfolgte des SED-Regimes, Widerständler, politische Häftlinge, Bürgerrechtler der quasi „letzten Stunden“ einer menschenverachtenden Diktatur, die eine weltweit grassierende, die Volkswirtschaften schwer schädigende Pandemie mit steigenden Todesraten zu einem grippalen Infekt verharmlosen.
Die Auftritte mancher Bürgerrechtler, ‘Falschdenker‘ und alternativer Systemkritiker machen deutlich, wie leicht die gewachsenen Werte unseres demokratisch verfassten Staates verächtlich gemacht werden, wenn von einer Diktatur „wie in der DDR“ geschwafelt wird. Offenbar leben sie in einer Welt ‘alternativer Fakten‘. Das Ziel militanter Kritiker von links bis rechts liegt jedoch nicht im Detail politischer Maßnahmen, sondern im Systemwechsel. Aus einer anfänglich liberalen Skepsis wurde schleichender Staatshass. Eines muss jedoch festgestellt werden: Ihr exklusiver Wahrheitsanspruch ist nicht demokratisch. Verschwörungsglaube steht gegen überfüllte Intensivstationen.
Das Ende des vergangenen Jahres begann mit einem unglaublichen Sieg der Forschung. Entgegen aller Annahmen und Erwartungen steht den Menschen seitdem weltweit ein Vakzin zur Verfügung, das den Kampf gegen eine historische Corona-Pandemie aufnimmt und im Verlauf des Frühjahrs 2021 auch in Deutschland vielen Menschen zur Verfügung stehen wird.
Für mich verbindet sich damit die Hoffnung, meine Vortragstätigkeit an Schulen u.a. Institutionen zur Aufklärung und Aufarbeitung der SED-Diktatur in 2021 wieder aufzunehmen. In einer Zeit weggebrochener Auftritte und eingeschränkter Bewegungsfreiheit konnte ich die Zeit des Lockdowns nutzen und ein neues Buch zum Thema “Unrechtsstaat DDR“ schreiben.
Thema “Sehnsucht nach Freiheit“
Freitag, 19. Juni 2020 (in Corona Zeiten)
Link: https://www.youtube.com/watch?v=ESHGZDmEWcw
Foto: ® SWR 2020